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Inhalt:

  • Chronogramm am Rutheneum
  • Von Cake zu Keks

Inschriften mit versteckter Jahreszahl – Chronogramm

Von Robert Hänsel

„Unter den Inschriften an Gebäuden, Glocken ü. a. findet man solche, in denen die Jahreszahl der Erbauung des Gebäudes, des Gusses der Glocke oder der Stiftung des Gegenstandes geschickt, in versteckter Form angeordnet ist.
Diese Inschriften sind in der Regel aus lateinischen Großbuchstaben gebildet, und die darin vorkommenden als römische Zahlen geltenden Buchstaben durch beson-dere Größe hervorgehoben.
Werden die durch ihr Größenverhältnis oder auch durch besondere Farbe hervor-tretenden Buchstaben nach ihrem Zahlenwert zusammengezählt, so ergibt sich die Jahreszahl, auf die sich die Inschrift bezieht.

Solche Inschriften nennt man Chronogramme, sie sind seit dem 15. Jahrhundert nachzuweisen; mit Leidenschaft wurde diese Spielerei im 17. und 18. Jahrhundert auch in deutscher Sprache betrieben.

In unserem Oberland trugen die Glocken in Tanna Chronogramme, die das Jahr 1721 ergaben. Sie fielen dem ersten Weltkrieg zum Opfer.
Nunmehr ist als einziges Chronogramm nur noch die kürzlich endlich Inschrift am alten Rutheneum in Schleiz erhalten, die unser Bild zeigt. Sie ergibt das Jahr 1735, das Jahr der Einweihung des neu errichteten Schulgebäudes, wie wir es heute noch sehen. In deutscher Uebersetzung lautet die Inschrift etwa:
,Neu erbaute dies Haus die Tatkraft Heinrichs des Ersten, in ihm werde, bekämpft Trägheit und lässiger Sinn.‘
oder
,Heinrlch I. eraut‘ aufs Neu dies Haus, darin werde Schlaffheit und Trägheit des Geistes tapfer bekämpft und besiegt.‘ „

Von Cake zu Keks, nachgespührt in Dudens Wörterbuch

Warum es bei Konrad Duden keine Kekse gab

Süße, knusprige, kleine Gebäckstückchen, diese liebte man auch zu Dudens Zeiten. Wer auch könnte ihnen widerstehen! Raffiniert mussten sie sein, die Zierde jeder Hausfrau. Aber Kekse gab es nicht.

Werfen wir einen Blick in die Wörterbücher im Laufe der Zeit. Diese Dokumente der Rechtschreibung geben Aufschluss über Gebrauch und Entwicklung von Wörtern, über neue und aussterbende.

1900, in der 6. Auflage des Orthographischen Wörterbuches der deutschen Sprache von Dr. Konrad Duden, finden wir den Eintrag:

             Cake, Kake, der; -s, -s (engl.); Gebäck

Somit hatten sich die cakes über den Kanal aus dem Englischen ins Deutsche eingeschlichen. Natürlich in der im Deutschen üblichen Großschreibung, und Duden, der Fremdwörter aller Art eingedeutscht bevorzugte, stellte die Variante Kake daneben. Bemerkenswert ist: Cakes oder Kakes bezeichnet die Pluralform.

Unverändert erscheint dieser Eintrag in der 7. Auflage 1903, doch ab der 8. Auflage 1906 erscheinen Cake und Kake nicht mehr zusammen unter dem Eintrag Cake, sondern Kake erhält seinen eigenen Platz. Bei Cake gibt es lediglich den Verweis s. K., was zu folgendem Eintrag blättern lässt:

             Kake1, der; -s, -s (engl.), Gebäck

1 „Am besten schriebe man der Aussprache gemäß »Keek, pl. Keeks«; doch ist diese Schreibung noch nicht üblich.“

Offensichtlich war Duden unzufrieden mit der Eindeutschung, denn Einträge in Wörterbüchern zu kommentieren war und ist eher selten. Das Wörtchen noch weist auf Dudens unermüdliches Bemühen hin, die phonetische Schreib-weise durchzusetzen.

Im Buchdruckerduden, der zeitgleichen, nicht ganz offiziellen Version des Orthographischen Wörterbuches, um welches die Buchdrucker gebeten hatten, um den vielen, in ihrem Gewerbe lästigen Doppelschreibungen der Fremdwörter zu entfliehen, gibt es fast identische Einträge:

             Cake; s.K.

             Kake3 (Gebäck) m; -s, -s

3 Am besten schriebe man der Aussprache gemäß: Keek m.; -s, -s, vgl. Vorbemerkungen, S. XXII.

In den Vorbemerkungen im Buchdruckerduden, die sich mit der Schreibung von Fremdwörtern befassen, lesen wir:

„… Und nun aus dem verhältnismäßig neuen Wortschatz noch ein Beispiel. In keiner „besseren Haushaltung“ fehlen die „Cakes“. Diese Schreibung aber ist ein Hohn auf die Gesetze der neuen Rechtschreibung. In demselben Worte den k-Laut einmal durch C bezeichnen und einmal durch K – das geht nicht! Aber auch die Schreibung „Kakes“ hat wenig Bestechendes. Warum sollten wir nicht … „Keeks“ schreiben? … In unserem Buche, das durchaus auf dem Boden der amtlichen Regelbücher steht, konnten solche Schreibungen freilich nur vereinzelt als Vorschläge Platz finden, aber für die Zukunft möchten wir ihnen hier den Weg bahnen.“

Kakes sei kein optimaler orthografischer Kompromiss, wer möchte Duden widersprechen. Er wagte den Vorstoß, das aus dem Englischen stammende a aufzugeben und das phonetisch entsprechende e einzusetzen.

1915 erschien die 9. Auflage des Wörterbuches. Von da an ist dieses offiziell nach seinem Verfasser benannt: Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter. Es war die erste Ausgabe nach Konrad Dudens Tod, aber er hatte noch selbst das Manuskript erstellt. In diesem Wörterbuch tummelt sich kein Kake mehr zwischen Kakao und Kakerlak. Cake ist noch erhalten geblieben, doch in der deutschen Version hat sich das e durchgesetzt.

             Cake; s. Kek

             Kek1 (Gebäck, Knusperchen) m. (auch: s.) _s, _s

1 Die Eindeutschung des engl. cake ist annehmbar, aber es muss in der Ez. Kek gesagt werden, n i c h t Keks.

Der Vermerk (auch: s.), der den Artikel das zulässt, war notwendig, weil es offensichtlich genügend Menschen gab, die das Kek und nicht der Kek sagten. Die strikte Anweisung im Kommentar, das Wort Keks nicht als Einzahl zu verwenden, lässt vermuten, dass sich im allgemeinen Sprachgebrauch die „falsche“ Form durchzusetzen begann. Doch Sprachwandel lässt sich selten durch Anweisung aufhalten und auch in diesem Falle blieb das Wörterbuch letztendlich bei seiner Bestimmung, die aktuelle Sprache zu dokumentieren statt stur zu konservieren. Sowohl die sächliche Form von Kek als auch der Gebrauch des Plurals für die Bezeichnung des Singulars haben sich 1929 in der 10. Auflage mit dem Titel: Der große Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter durchgesetzt:

             Cake [e.: kēk]; s. Kek

             Kek [e.] (Gebäck, Knusperchen) m. u. s.; -s, -s; fast nur Mz.

Ab 1929 konnte man also einen oder ein Keks naschen, auch mehrere Keks, aber viele Kekse gab es noch lange nicht. In der 11. Auflage, 1934, hat sich zwar Keks als Singularform durchgesetzt, aber der Plural blieb gleichlautend:

             Cake [e.: kēk]; s. Keks

             Keks [e.] (Gebäck) m. u. s.; -,-

In der 12. Auflage, 1941, finden wir zum letzten Mal einen Eintrag zu Cake:

             <Cakes [e.; „Kuchen“ Mz., ke:ks]; s. Keks>

             Keks [e.] (kleines, trockenes Gebäck) m. od. s; -, – u. Kekse

Da sind sie, die Kekse!

Zu beachten ist die Erklärung aus den Hinweisen für die Benutzer des Wörterbuches:

„Die Winkel (< >) schließen Schreibungen und Ausdrücke ein, die, obwohl sie gelegentlich gebraucht werden, zu vermeiden sind oder als entbehrlich gekennzeichnet werden sollen.“

Dies war sicher ideologisch motiviert, andererseits wird die eingedeutschte Form dominiert haben.

Seit der 13. Auflage, 1947, gibt es keine Eintragungen zu Cake mehr, sondern:

             Keks [e.] (kleines, trockenes Gebäck) m. od. s.; -, – u. Kekse

Die Einträge zu Keks in den Duden-Ausgaben im geteilten Deutschland unterscheiden sich nur in den Formulierungen, nicht im Gebrauch des Wortes.

Die 14. Auflage, herausgegeben in der DDR, Leipzig, 1951: Duden, Rechtschreibung mit Berücksichtigung der häufigsten Fremdwörter enthält den Eintrag:

             Keks [engl.] (Gebäck) der od. das; Wesf. _ od. Kekses, Mz _od. Kekse

Neu ist die Akzeptanz des Genitivs Kekses, ebenso zu finden in der 14. Auflage, herausgegeben in der Bundesrepublik, Mannheim, 1954:

Keks engl. (kleines, trockenes Gebäck) m od. s; – u. es, – u. -e

Die derzeit gültige 24. Auflage des Dudens hat im Großen und Ganzen diese Eintragungen beibehalten, spezifiziert lediglich den österreichischen Gebrauch:

             Keks, der od. das; Gen. – u. –es, Plur. – u. –e, österr. das; -, -[e] engl. 

Und damit die gute Hausfrau die kleinen, süßen Kunstwerke ordentlich aufbewahren kann, finden wir als Unterpunkt die Keksdose.

Anke Goldberg in: 
Gedanken zum 100. Todestag von Konrad Duden, Bad Hersfeld 2011